Petschl Motorsport - IQ Jänner Rallye 2006

   

IQ-Jännerrallye: Getrübte Festtagesfreude

Die Vorfreude war wieder einmal riesengroß, beim Fahrerteam wie beim Publikum. Die Freude während der Rallye währte aber nur bis zur Hälfte der SP 6. Diesmal durften Niki Glisic und Alfred Glaser wenigstens fünf Wertungsprüfungen regulär beenden, im Gegensatz zur OMV-Waldviertel-Rallye, wo ihnen sogar der Start verwehrt geblieben war. Aber auch diesmal hatte der Ausfall etwas mit dem Motor zu tun.

Daß dieses Mal nicht annähernd ein vergleichbares Ergebnis wie bei der Mühlviertel-Rallye 2005 zu schaffen sein würde, war schon vor der Rallye klar, zu unterschiedlich waren die Fahrbahnverhältnisse. Um einigermaßen vorne mitfahren zu können, fehlte einfach der Vortrieb. Kraft hat der BMW-Motor zwar im Überfluß – so lange mit ihm alles in Ordnung ist – aber die Kraftübertragung ist auf Schneefahrbahnen mehr als zweifelhaft. Das Ergebnis der ersten Prüfung lieferte auch gleich die Bestätigung, daß man mit der Prognose keinesfalls tiefgestapelt hat, aber man hatte wieder einmal sehr viel Spaß gehabt. Ginge es um einen guten Platz, müßte ausnahmslos jeder Fahrer eines BMW M3 um die IQ-Jännerrallye einen großen Bogen machen, aber bei Niki Glisic ist es brennende Begeisterung und eine eingeschworene Markentreue, die ihn mit seinem Nobelrenner auch bei Rallyes antreten lassen, die einer Mischung aus Akropolis-Rallye und Argentinien-Rallye gleichen. Es gab schließlich auch schon Leute, die mit einem Bentley Blower die World Cup Rallye durch die Sahara gefahren sind, und für ein bißchen Wahnsinn ist immer Platz.

Zeitenmäßig ging es am Freitag, als die Rallye richtig losging, ähnlich weiter, gaudimäßig blieb man sich und dem Publikum aber nichts schuldig. Alfred Glaser hatte eigens für die Bedingungen einen Schrieb kreiert, der durchaus nachahmenswürdig ist, Ansagen wie „Achtung – Rechts Drei“ werden bei ihm von Fall zu Fall mit einem Zusatz für die Fans versehen, die vollständige Ansage lautet dann „Achtung – Extrem-Drift – Rechts Drei“! Ein paar Eindreher gehörten sowieso zum Programm...

Die zweite Sache ist, daß Niki Glisic aufgrund der besonderen Anforderungen durch seine Behinderung und die spezielle Anpassung der Fahrtechnik nicht in der Lage ist, mit Hilfe des Linksbremsens den Hochdrehzahl-Motor auch in etwas langsameren Kurven auf Drehzahl zu halten und so konstanten Vortrieb aufzubauen. Erschwerend kam dann noch hinzu, daß die starken Allradwagen vor dem Team Glisic/Glaser oftmals tiefe Spurrinnen in den harten Schnee gegraben hatten, deren Linie überhaupt nicht mit der von Niki Glisic übereinstimmte, und sich etwas aufzwingen lassen und sich dem Verlauf von Konkurrenten einer anderen Klasse freiwillig fügen wollte man auch nicht. Die damit verbundenen Stöße hätte kein Fahrwerk der Welt abfedern können, schon gar nicht das eines BMW M3, der einmal auf der Rundstrecke eingesetzt worden war. Damit war das Fahrgefühl natürlich noch dramatischer, so der Begriff „Fahren“ hier überhaupt angebracht war. Auf der SP Gutau-Pregarten landete der BMW deswegen sogar im Tiefschnee, ein Dankeschön an die dort anwesenden Zuseher, die Schiebehilfe gaben, soll auf diesem Wege nachgereicht werden.

Solche Spurrinnen waren es auch, die das Ende der IQ-Jännerrallye für das Petschl-Motorsport-Team besiegelt hatten, denn den Schlägen auf die Ölwanne vermochte die Dichtung auf die Dauer nicht standzuhalten. Bis dahin aber hatten Niki Glisic und Alfred Glaser eine vergnügliche Rallye. Laut eigener Einschätzung hatten sie auf der Strecke herumgetollt wie kleine Kinder, und ihnen blieb – unglaublich, aber wahr – trotz des extremen Stresses wegen der außergewöhnlichen Fahrbahnverhältnisse genügend Zeit, um Witze zu reißen. Der Spaß ging schnell in Ernst über, als Niki auf SP 6 beiläufig bemerkte, „Fredl, da stinkt’s“. Alfreds Reaktion lautete zunächst „I woar’s net“, aber er war es dafür, der erfaßt hatte, daß am Auto irgendetwas kaputt wäre. Der Übelgeruch kam nämlich von austretendem heißen Öl. Und als kurz darauf die Öldruckkontrolle aufgeleuchtet hatte, gab es nur eines: Sofort abstellen und das Auto so schnell als möglich an einen sicheren Platz schieben. So etwas ist alleine schon wegen der tiefen Temperaturen unangenehm, aber zum Glück kamen sofort eifrige Mühlviertler Anrainer, die heißen Tee und frisch gebackene Krapfen verteilten. Für die herzliche Aufnahme im Mühlviertel will sich das Team nochmals im Nachhinein bedanken.

Jetzt gab es immerhin noch die Möglichkeit, am Samstag vom Neuen zu starten (Anlehnung an Super-Rally, wie in der Weltmeisterschaft schon praktiziert). Beim Versuch, den Motor zu reparieren, wurden jedoch Kupferspäne im Motoröl gefunden, was auf einen Pleuellagerschaden hindeutete. Damit hätte man nicht lange fahren können, und es wäre noch mehr kaputt gegangen, hätte man den Weg in Richtung Königswiesen angetreten. Leicht möglich, daß der BMW es nicht einmal bis dorthin geschafft hätte.

Die hier gemachten Erfahrungen (Traktionsschwierigkeiten, fehlendes Drehmoment im unteren Bereich sowie Zuverlässigkeitsprobleme) haben dazu geführt, daß für die nächste Jännerrallye an den Einbau eines serienmäßigen Motors gedacht wird. Vielleicht hat dann das Rallye-Publikum wieder die Möglichkeit, sich durchgehend an der Vorstellung des Petschl-Teams zu erfreuen, was diesmal nicht der Fall war. Niki bedauert diesen Umstand sehr, fühlt er sich doch seinen Fans verpflichtet. Zum Glück kommt wieder eine Rallye, wo er mitfahren will: Die Ostarrichi-Rallye am 2. und 3. Juni 2006, ebenfalls in Oberösterreich. Bis dahin wird an einer Generalüberholung des BMW M3 gearbeitet.

Hervorzuheben wäre zum Schluß noch die großartige Arbeit von Karl Trisko und Gerald Enengl, die für die technische Vorbereitung des Wagens zuständig sind. Selbst Tiptop-Arbeit in diesem Bereich kann bekanntlich Zwischenfälle wie diese niemals ausschließen, daher gilt diese Anerkennung uneingeschränkt. Gleiches gilt für Ing. Marco sowie Niki Gattringer-Ebner, die die Einsätze organisieren und für Stimmung im Service-Zentrum sorgen. Eine ganz große Hilfe war natürlich wie immer Alfred Glaser, der ganz hervorragend angesagt hat.

Bloß der Zufall, der hat nicht mitgespielt.

 
 
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