IQ-Jännerrallye:
Getrübte Festtagesfreude
Die Vorfreude war
wieder einmal riesengroß, beim Fahrerteam wie beim
Publikum. Die Freude während der Rallye währte
aber nur bis zur Hälfte der SP 6. Diesmal durften
Niki Glisic und Alfred Glaser wenigstens fünf Wertungsprüfungen
regulär beenden, im Gegensatz zur OMV-Waldviertel-Rallye,
wo ihnen sogar der Start verwehrt geblieben war. Aber
auch diesmal hatte der Ausfall etwas mit dem Motor zu
tun.
Daß dieses Mal nicht annähernd ein vergleichbares
Ergebnis wie bei der Mühlviertel-Rallye 2005 zu schaffen
sein würde, war schon vor der Rallye klar, zu unterschiedlich
waren die Fahrbahnverhältnisse. Um einigermaßen
vorne mitfahren zu können, fehlte einfach der Vortrieb.
Kraft hat der BMW-Motor zwar im Überfluß –
so lange mit ihm alles in Ordnung ist – aber die
Kraftübertragung ist auf Schneefahrbahnen mehr als
zweifelhaft. Das Ergebnis der ersten Prüfung lieferte
auch gleich die Bestätigung, daß man mit der
Prognose keinesfalls tiefgestapelt hat, aber man hatte
wieder einmal sehr viel Spaß gehabt. Ginge es um
einen guten Platz, müßte ausnahmslos jeder
Fahrer eines BMW M3 um die IQ-Jännerrallye einen
großen Bogen machen, aber bei Niki Glisic ist es
brennende Begeisterung und eine eingeschworene Markentreue,
die ihn mit seinem Nobelrenner auch bei Rallyes antreten
lassen, die einer Mischung aus Akropolis-Rallye und Argentinien-Rallye
gleichen. Es gab schließlich auch schon Leute, die
mit einem Bentley Blower die World Cup Rallye durch die
Sahara gefahren sind, und für ein bißchen Wahnsinn
ist immer Platz.
Zeitenmäßig ging es am Freitag, als die Rallye
richtig losging, ähnlich weiter, gaudimäßig
blieb man sich und dem Publikum aber nichts schuldig.
Alfred Glaser hatte eigens für die Bedingungen einen
Schrieb kreiert, der durchaus nachahmenswürdig ist,
Ansagen wie „Achtung – Rechts Drei“
werden bei ihm von Fall zu Fall mit einem Zusatz für
die Fans versehen, die vollständige Ansage lautet
dann „Achtung – Extrem-Drift – Rechts
Drei“! Ein paar Eindreher gehörten sowieso
zum Programm...
Die zweite Sache ist, daß Niki Glisic aufgrund der
besonderen Anforderungen durch seine Behinderung und die
spezielle Anpassung der Fahrtechnik nicht in der Lage
ist, mit Hilfe des Linksbremsens den Hochdrehzahl-Motor
auch in etwas langsameren Kurven auf Drehzahl zu halten
und so konstanten Vortrieb aufzubauen. Erschwerend kam
dann noch hinzu, daß die starken Allradwagen vor
dem Team Glisic/Glaser oftmals tiefe Spurrinnen in den
harten Schnee gegraben hatten, deren Linie überhaupt
nicht mit der von Niki Glisic übereinstimmte, und
sich etwas aufzwingen lassen und sich dem Verlauf von
Konkurrenten einer anderen Klasse freiwillig fügen
wollte man auch nicht. Die damit verbundenen Stöße
hätte kein Fahrwerk der Welt abfedern können,
schon gar nicht das eines BMW M3, der einmal auf der Rundstrecke
eingesetzt worden war. Damit war das Fahrgefühl natürlich
noch dramatischer, so der Begriff „Fahren“
hier überhaupt angebracht war. Auf der SP Gutau-Pregarten
landete der BMW deswegen sogar im Tiefschnee, ein Dankeschön
an die dort anwesenden Zuseher, die Schiebehilfe gaben,
soll auf diesem Wege nachgereicht werden.
Solche Spurrinnen waren es auch, die das Ende der IQ-Jännerrallye
für das Petschl-Motorsport-Team besiegelt hatten,
denn den Schlägen auf die Ölwanne vermochte
die Dichtung auf die Dauer nicht standzuhalten. Bis dahin
aber hatten Niki Glisic und Alfred Glaser eine vergnügliche
Rallye. Laut eigener Einschätzung hatten sie auf
der Strecke herumgetollt wie kleine Kinder, und ihnen
blieb – unglaublich, aber wahr – trotz des
extremen Stresses wegen der außergewöhnlichen
Fahrbahnverhältnisse genügend Zeit, um Witze
zu reißen. Der Spaß ging schnell in Ernst
über, als Niki auf SP 6 beiläufig bemerkte,
„Fredl, da stinkt’s“. Alfreds Reaktion
lautete zunächst „I woar’s net“,
aber er war es dafür, der erfaßt hatte, daß
am Auto irgendetwas kaputt wäre. Der Übelgeruch
kam nämlich von austretendem heißen Öl.
Und als kurz darauf die Öldruckkontrolle aufgeleuchtet
hatte, gab es nur eines: Sofort abstellen und das Auto
so schnell als möglich an einen sicheren Platz schieben.
So etwas ist alleine schon wegen der tiefen Temperaturen
unangenehm, aber zum Glück kamen sofort eifrige Mühlviertler
Anrainer, die heißen Tee und frisch gebackene Krapfen
verteilten. Für die herzliche Aufnahme im Mühlviertel
will sich das Team nochmals im Nachhinein bedanken.
Jetzt gab es immerhin noch die Möglichkeit, am Samstag
vom Neuen zu starten (Anlehnung an Super-Rally, wie in
der Weltmeisterschaft schon praktiziert). Beim Versuch,
den Motor zu reparieren, wurden jedoch Kupferspäne
im Motoröl gefunden, was auf einen Pleuellagerschaden
hindeutete. Damit hätte man nicht lange fahren können,
und es wäre noch mehr kaputt gegangen, hätte
man den Weg in Richtung Königswiesen angetreten.
Leicht möglich, daß der BMW es nicht einmal
bis dorthin geschafft hätte.
Die hier gemachten Erfahrungen (Traktionsschwierigkeiten,
fehlendes Drehmoment im unteren Bereich sowie Zuverlässigkeitsprobleme)
haben dazu geführt, daß für die nächste
Jännerrallye an den Einbau eines serienmäßigen
Motors gedacht wird. Vielleicht hat dann das Rallye-Publikum
wieder die Möglichkeit, sich durchgehend an der Vorstellung
des Petschl-Teams zu erfreuen, was diesmal nicht der Fall
war. Niki bedauert diesen Umstand sehr, fühlt er
sich doch seinen Fans verpflichtet. Zum Glück kommt
wieder eine Rallye, wo er mitfahren will: Die Ostarrichi-Rallye
am 2. und 3. Juni 2006, ebenfalls in Oberösterreich.
Bis dahin wird an einer Generalüberholung des BMW
M3 gearbeitet.
Hervorzuheben wäre zum Schluß noch die großartige
Arbeit von Karl Trisko und Gerald Enengl, die für
die technische Vorbereitung des Wagens zuständig
sind. Selbst Tiptop-Arbeit in diesem Bereich kann bekanntlich
Zwischenfälle wie diese niemals ausschließen,
daher gilt diese Anerkennung uneingeschränkt. Gleiches
gilt für Ing. Marco sowie Niki Gattringer-Ebner,
die die Einsätze organisieren und für Stimmung
im Service-Zentrum sorgen. Eine ganz große Hilfe
war natürlich wie immer Alfred Glaser, der ganz hervorragend
angesagt hat.
Bloß der Zufall, der hat nicht mitgespielt.
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