Mühlviertel Rallye 2006

   

Senkrechtstart aus dem Niemandsland

Franz Panhofer im Toyota Coupe die Sensation der Austria Rallye Challenge

Als „Hochleistungszuschauer“ war Franz Panhofer in der österreichischen Rallyemeisterschaft bekannt dafür, auf schnellstem Wege von einer Sonderprüfung zur anderen zu kommen. Dass er neuerdings in einem historischen Rallyeauto auf dem direkten Weg die Konkurrenz alt aussehen lässt, ist die große Überraschung der Austria Rallye Challenge 2006. Dabei war es mehr ein Spaß, als sich der Standortleiter von Toyota Mitterbauer in Perg mit Freunden vor zwei (?) Jahren entschloss, ein im Internet entdecktes Toyota Corolla Coupe Baujahr 1983 zu kaufen und damit selbst in die Rallyeszene einzusteigen. Um in den Spuren seines Chefs zu wandeln, war es für den 47-jährigen Perger schon ein wenig spät, schließlich gehörte Markus Mitterbauer mit einem Toyota Corolla WRC zur Elite der heimischen Rallyefahrer und hatte um die Jahrtausendwende Staatsmeisterschaftsläufe gewonnen und war Vize-Meister geworden. Für die Meisterschaft mit den schönen alten und lauten Autos war es aber für den stellvertretenden Obmann des Rallye Club Perg noch immer früh genug.

Der Erfolg gab ihm Recht. Nachdem Panhofer bei seinem Debüt bei der Mühlviertel Rallye 2005 abwechselnd mit Walter Folger das Toyota Coupe chauffiert und Platz 6 in der Klasse H 10 (zweiradgetriebene Fahrzeuge bis 1600 ccm) geholt hatte, versuchte es Panhofer „professionell“ mit einem echten Beifahrer. Der war zwar mit Hubert Scheuchenegger in Perg schnell gefunden, doch „bei gefahren“ war der Logistiker einer Transportfirma aus Münzbach noch nie. Wie macht man einen Schrieb für eine Rallye, was hat es mit dem Stempeln auf sich, was muss man noch beachten? – sie lernten es. Und wie! Beim ersten gemeinsamen Start, bei der Herbstrallye 2005 in Leiben, feierte das Team aus dem Niemandsland den ersten Klassensieg, dem ein zweiter Platz bei der Triestingtal Rallye folgte. Auch kein schlechtes Debüt auf Schotter. Das Gesellenstück folgte dann bei der 3. Nationalen/EU Mühlviertel Rallye: 14. Gesamtplatz und Sieg in der gesamten H10-Zweiradler-Klasse, über die stärkeren 1800er und ZweiliterAutos.

„Entscheidend war das neue Fahrwerk. Aus Sicherheitsgründen ließen wir das Fahrwerk revidieren, änderten das Innenleben der Dämpfer, fanden eine neue Federabstimmung und das war der große Schritt nach vorne“, analysierte Panhofer nach dem Sensationserfolg beim „Heimspiel“. Zwar gab es auf Sonderprüfung 2 fast einen Abflug („der Luftdruck auf der Vorderachse hat nicht gepasst“), doch dann folgte ein Highlight dem anderen. „Selbst auf dem schlechten, welligen Asphalt bewegte sich das Auto wie auf glatter Piste. Es war für uns im Auto eine Riesenüberraschung und wir mussten während der Rallye neue Bremspunkte suchen, weil ich viel später bremsen konnte. Und auch Hubert hat mich zum späteren Bremsen animiert. Es hat im Auto perfekt funktioniert, wir sind unserem Schrieb praktisch davon gefahren“, schmunzelte Panhofer. „Auf der 15 km langen Hochschaubahn Arbing – Münzbach sind wir so gefahren, wie ich es mir vorgestellt habe, `maximum attack` wie der alte Markku Alen. Und die 13. Zeit, knapp zwei Sekunden hinter Niki Glisic im BMW M3, ist ja auch nicht schlecht“, meinte Pani, der bei aller Euphorie aber auch nicht übersah, dass am Erfolg auch die beiden „carchiefs“ aus Amstetten, Reinhard Lueger und Werner Steininger, großen Anteil hatten. Auch wenn sie während der Rallye nur „ein Stamperl Öl“ nachfüllen und Scheiben putzen mussten.

Was Panhofer aber besonders freute war, dass er mit seiner „Dose“ im Mühlviertel einen Schnitt von 97 km/h erreichte und vom Zeitabstand und vom Fahren her, voll dabei war. Den vor dem Start als „optimal“ eingeschätzten Platz „um 20“ bei 82 Startern hat der Toyota Händler bei weitem unterboten.

 
 
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