Lehrgeld und Meisterleistung
Christof Klausner fuhr im 23 Jahre alten Audi Quattro
bei einer SP sogar in die Top-Ten, ein Ausrutscher beendete
die Heimrallye vorzeitig.
Es war eine Rallye
mit Licht und Schatten, genau in dieser Reihenfolge, und
eine Rallye von hohem Erlebniswert. Aber anders ist es
bei Christof Klausner sowieso nicht vorstellbar. Er hat,
wie auch sonst, Überdurchschnittliches geleistet,
er hat gekämpft und verloren.
Christof Klausner ist ein Teilnehmer, auf den viele achten:
Das liegt zum einen an seinem Fahrzeug – ein Audi
Urquattro, noch dazu in den Farben der früheren Werkswagen,
ein Wagen, der Erinnerungen an eine sehr populäre
Zeit im Rallyesport weckt – und zum anderen an seinem
Fahrstil, der stilistische Attraktion und überdurchschnittliches
Tempo harmonisch miteinander vereint.
Das macht ihn natürlich auch zu einem kongenialen
Herausforderer der Favoriten, womit er sich noch einmal
zusätzliche Sympathie beim Publikum sichert. Und
schließlich und endlich ist da noch das unvergleichliche
Klangerlebnis des Fünfzylinder-Audi-Motors.
Diesmal wurde die Erwartungshaltung noch dadurch verstärkt,
daß zum ersten Mal eine Rallye gelaufen war, wo
eine SP enthalten war, die direkt beim Heimatort von Christof
Klausner gestartet wurde. Da ist die Motivation natürlich
besonders groß, und auch die Vorfreude. Aber es
birgt auch erhöhte Risiken, weil es dann noch schneller
passieren kann, daß man eine entscheidende Grenze
überschreitet. Das ist eben auch ein Teil des Sports.
Die Ostarrichi-Rallye begann für Christof Klausner
und Klemens Berger mit einer 19. Gesamtzeit, was für
Klausner-Verhältnisse eigentlich recht verhalten
war, aber während andere vor zwei Wochen ihre letzte
Rallye gefahren sind und entsprechend im Training sind,
liegt bei Christof Klausner die letzte Rallye schon fast
fünf Monate zurück.
Blickt man aber ins Detail, so war das Anfangsergebnis
doch ganz beachtlich, immerhin hatte er Stars wie David
Doppelreiter oder Hannes Danzinger hinter sich gelassen.
Zudem lagen Größen wie Michael Böhm oder
Beppo Harrach und diverse andere nur wenige Sekunden vor
ihm, und nebenbei war er noch haushoher Favorit in der
Gruppe H.
Bis zum Ende des ersten Tages gab es keine wesentlichen
Änderungen im Zwischenstand, sodaß eine äußerst
günstige Ausgangsposition für den zweiten Tag
gegeben war. Besonders faszinierend war, daß Beppo
Harrach mit dem Erdgas-Mitsubishi nur 7,4 Sekunden vor
Klausner lag und auch sonst nach oben einiges offen war.
Leider begann der Samstag gleich einmal mit einer Neutralisation
wegen eines Unfalls innerhalb der „Slowly Sideways“-Parade,
was in einer Phase der erhöhten Anspannung sicher
eine große persönliche Belastung gewesen ist.
Überdies hatte der Regen zugenommen und viele Streckenteile
überschwemmt. Das bedeutete vor allem: Höhere
Chancen, aber auch mehr Gefahren.
Dann der große Moment: Christof Klausner läßt
es auf der SP 6 „Kremsmünster“ so richtig
fliegen und holt in der Gesamtwertung sechs Plätze
auf. Eine denkwürdige Vorstellung – zum ersten
Mal in seiner Laufbahn hatte er eine Zeit unter den schnellsten
10 der Gesamtwertung geschafft, als Achtschnellster, mit
einem 23 Jahre alten Urquattro. Damit war er nun 16.,
2,6 Sekunden hinter Waldemar Benedict mit dem Peugeot
Kitcar und immerhin stolze 7,9 Sekunden vor Ex-Meister
Harrach.
Dadurch haben sich offenbar noch mehr innere Sperren gelöst,
zugleich stieg die Kampfstimmung. Christof Klausner fuhr
kurz darauf über die Verhältnisse und erlitt
ausgerechnet auf seiner Heimprüfung in einer Links-Zwei
einen Sprung in einen Graben.
War die Fahrbahn ein wenig zu naß und dreckig, oder
der Audi ein wenig zu schnell – wie man es auch
dreht, es war nicht mehr möglich, die Kurve noch
zu kriegen. Und mit der ausgerissenen Vorderachse gab
es logischerweise auch kein Vorwärtskommen mehr.
Es ist natürlich deprimierend, wenn eine Rallye so
endet. Vor allem, wenn man sich ansieht, an welcher Stelle
Beppo Harrach die Rallye beendet hatte und wie daher das
Ergebnis aussehen hätte können: Da wäre
ein Top-10-Platz in der Endwertung möglich gewesen!
Gerade das ist aber eigentlich ein Grund, zu sagen: Ausfall
hin oder her – es hat sich gezeigt, daß bei
Christof Klausner und seinem Team wirklich etwas weitergeht.
Ein Ausrutscher unter Bedingungen wie diesen bei wirklich
Maximum Attack und darüber ist völlig normal,
Hauptsache, man hat gesehen, daß man zeitenmäßig
vorne mitspielt.
Das bedeutet, daß man zuversichtlich nach vorne
blicken kann, überdies haben sich einige Arbeiten
an der Verbesserung der technischen Zuverlässigkeit
bezahlt gemacht. Und Klemens Berger ist als Beifahrer
genauso große Klasse wie sein Bruder Christian.
Die Anhänger von Christof Klausner können sich
freuen, er plant für dieses Jahr noch drei Rallyes.
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